Vorwort: Wie bei jeder meiner Reisen gibt es einen Beweggrund, eine Neugierde, einen Fokus und JA auch eine gewisse Sehnsucht. All diesen Interessen und Gründen widme ich vor Ort den Großteil meiner (der) Zeit und Aufmerksamkeit. Aber mit ebensolchen Interesse und Begeisterung stürze ich mich, auf der Suche nach den besten Quellen, in die historischen, kulturellen wie ökonomischen Fakten des Landes. Obwohl mein Schwerpunkt bei jener Reise auf die Fotografie der Wildtiere lag, möchte ich im Vorwort meinen Eindrücken, nach vielen Gesprächen, Recherchen und Konfrontationen, hier freien Lauf lassen und dem Geschehen nicht den Rücken kehren.
Uganda, Traditionen als Selbstbeschneidung gegen Veränderung! In Uganda beschneidet man nicht nur die Mädchen (auch wenn im ganzen Land die FGM-Rate/weibliche Genitalverstümmelung unter 10% liegt), sondern gleich das ganze Volk. Traditionen dienen Machthabern und Stammesführern als Fesseln gegen den Fortschritt, Wissen und Freiheit. Die Unabhängigkeit Ugandas, durch den Abzug der Briten 1962 lockerte zwar die Ketten der Kolonialzeit aber kettete die gesamte Bevölkerung an die neuen alten Vertreter des Volkes. Das strahlende Lächeln der Kinder täuscht über die Leichtigkeit wie Ausweglosigkeit hinweg und wenn es auch keine Fußketten mehr gibt, so ist dennoch eine kollektive Versklavung, in neuen Kleidern zu spüren. Überwiegend wird den jugendlichen in ländlichen Bereichen der Zugang zu Information, wie Wissen und den daraus resultierenden Möglichkeiten, von den ,Alten‘ verwehrt. Es liegt, wie sollte es auch anders sein, immer alles in den Augen der Betrachter. Denn was mir hier als eine Welle der Aussichtslosigkeit entgegen schwappt, wird in den meisten Fällen der (Land) Bevölkerung als aussichtsvoll gewertet – goodbye England, welcome China!
Blog I / Uganda, auf dem Silber(rücken) der Korruption. Der Gorillatourismus begann in Uganda – mit Walter Baumgärtel, der von 1955 bis 1969 das Hotel Travellers Rest in Kisoro führte. Intensiv betrieben wurde er aber erst ab 1978, als das Mountain Gorilla Project in Ruanda einige Gorillagruppen speziell an Touristen gewöhnte. Etwa zur gleichen Zeit startete der Gorillatourismus in Kahuzi-Biega. Durch die Einnahmen aus den Besuchen soll der Schutz der Gorillas gesichert werden. Von 1973 bis 1989 stieg die Zahl der Virunga-Gorillas von 261 auf 324 an; diese positive Entwicklung wurde auf das Tourismus-Projekt zurückgeführt. Inzwischen gibt es in mehreren Gebieten bei den östlichen und den westlichen Gorillas Besuchsmöglichkeiten. Mit Stand, Dezember 2019 gibt es im Bwindi Forest National Park knapp 400 Gorillas und das mit einer jährlichen Zuwachsrate von 2%.
Wie werden die Gorilla-Besuche kontrolliert? Damit der Tourismus den Tieren nicht schadet, sind die Anzahl der Touristen gewöhnlich auf 8 Personen pro Gorillagruppe und die Besuchszeit auf 1 Stunde beschränkt. Die beträchtlichen Summen, die für einen Gorillabesuch bezahlt werden müssen, verführen zur Korruption. Im internationalen Korruptionsindex liegt Uganda an der 149 Stelle von insgesamt 180 Ländern! Viele Personen verdienen daran und die Gefahr besteht, dass für sie nicht mehr der Gorillaschutz, sondern das Geld im Vordergrund steht. Nur durch sehr strenge staatliche Kontrolle kann vermieden werden, dass jemand die Regeln missachtet. Wenn man den vorgeschriebenen Mindestabstand zu den Gorillas unterschreitet, wird die Gefahr der Krankheitsübertragung drastisch erhöht. Es liegt vor allem in der Verantwortung jedes einzelnen Besuchers, ob der Tourismus den Gorillas schadet oder nützt. Ein solches Gorilla Permit kostet, Stand Dezember 2019 EUR 540.- und wird ab Juli 2020 auf 630.- erhöht. Das es diesbezüglich auch eine Vielzahl von Tour Anbietern gibt ist wohl selbstverständlich und die Angebote erreichen das Maß individueller Anforderungen. Daher und an dieser Stelle meine persönliche Empfehlung für geführte Touren in Uganda. Habiri Travel, ein sehr guter Anbieter für Reisen in Ostafrika.
Offiziell fließen 20% der gesamten Einnahmen des Gorilla Tracking und umliegenden Gemeinden so wie deren Einwohner zurück. Nach dutzenden diesbezüglichen Gesprächen mit den Einheimischen vor Ort wurde schnell klar, dass dem wohl nicht so ist und als ich dann eine Woche später dem Hautbüro der Uganda Wildlife Authority in der Hauptstadt Kampala einen Besuch abstattete wurde ich, schon nach wenigen Fragen, höflich aber mit Nachdruck zur Tür verwiesen!Solltest du (dennoch oder jetzt erst recht) Interesse an einer Gorilla Tracking Tour in Uganda haben, könnte folgender Link Bwindi Forest National Park einer deiner ersten Anlaufstellen sein.
Gorilla Tourismus – Pro und Contra. Seit Ende der 70er Jahre gibt es in Ruanda intensiven Gorillatourismus; Berggorillagruppen wurden speziell für Touristenbesuche an Menschen gewöhnt. Später geschah dies auch in der Demokratischen Republik Kongo und in Uganda. Damit die Tiere nicht darunter leiden, gelten strenge Regeln für die Besucher. Doch reicht das aus? Durch die Nutzung der Gorillas soll ihr Schutz gesichert werden – allerdings kann sich der Tourismus auch negativ auf die Tiere auswirken. Video: Meine erste Begegnung mit Berggorillas.
Evolution: Die Geschichte der Primaten reicht rund 70 Millionen Jahre zurück. Im Allgemeinen geht man davon aus, dass sich die Menschenaffen vor etwa 10 Millionen Jahren von den anderen Affen abgespalten haben. Kurz darauf trennten sich die Gorillas von den Menschenaffen und etwa 6 Millionen Jahre später gingen der Mensch und der Schimpanse getrennte Wege. Die Fotogalerie (oben wie unten) zeigt euch Mishaya, den dominanten Silberrücken der gleichnamigen Gorilla-Familie im Rushaga Sektor von Bwindi National Park, Uganda.
Durch die DNA-Tests und Untersuchungen von Fossilien wurde immer mehr über die Ursprünge und die Entwicklung der großen Menschenaffen bekannt. Da das meiste unseres heutigen Wissens in den vergangenen 30 Jahren bekannt wurde, können wir darauf hoffen, in naher Zukunft noch viel mehr über die Gorillas und deren Entwicklung zu erfahren. Man geht davon aus das es zuerst nur eine Art von Gorillas gab. Aufgrund der klimatischen Veränderungen vor etwa 1,75 Millionen Jahren trennten sich die Tiere, woraus der östliche Flachlandgorilla und der westliche Gorilla Berggorilla entstand. Im Laufe der Jahre entwickelten sich hinaus zwei genetisch unterschiedliche Arten, welche jedoch eng verwandt sind, ähnlich wie Schimpansen und Bonobos oder wie moderne Menschen und Neandertaler.
Man geht davon aus, dass sich vor etwa 400.000 Jahren die östlichen Flachlandgorillas und die Berggorillas voneinander getrennt haben. Die Gene der Gorillas sind zu 98 Prozent identisch mit denen seines Cousins, dem Menschen. Eine aktuelle Studie (2012) belegt, dass die Verwandtschaft zwischen Gorillas und Menschen viel enger ist als bisher angenommen (genau das hat Charles Darwin (1809-1882) stets behauptet. Weitere Forschungen werden womöglich noch mehr Überraschungen offenbaren und das bisherige Wissen über die Evolution der Menschenaffen (inklusive der Menschen) verändern. Deshalb ist klar, dass neue Einblicke in die frühere Geschichte der Affen regelmäßig für Aufsehen sorgen und zu heftigen Diskussionen führen. Video: Gorilla Tracking, Dezember 2019
Klassifizierung der Gorillas. Bis zum heutigen Tag hat sich die Einteilung der Gorillas durch DNA-Tests und Verhaltensforschung mehrmals geändert. Anfangs wurden Gorillas als eine Art betrachtet, aufgeteilt in eine östliche und westliche Art unterteilt. Anschließend betrachtete man den Gorilla als eine Spezies, die in drei Unterarten aufgeteilt ist: östliche und westliche Flachlandgorillas und Berggorillas.
Zwei anstatt nur einem. Der Berggorilla wurde ursprünglich als eine Unterart betrachtet aber heute wird er selbst in zwei Unterarten aufgeteilt. Die Unterschiede zwischen denkenden Arten sind minimal. So ist beispielsweise das Haar der Bwindigorilla kürzer als das der Virungagorillas. Das liegt daran, dass Virungagorillas in höheren Lagen leben als Bwindigorillas. Auch im Verhalten unterscheiden sich die beiden Gorillas. Weiterführende Informationen zur Klassifizierung findet ihr unter: WWF – Artenlexikon
Die Erforschung der Berggorillas. Einer der ersten Berggorilla-Forscher war der Amerikaner Carl Akeley. Nachdem er sich zunächst für die altmodische Methode des Tötens, Häuten, Ausstopfen und ausstellend entschied, kam der Forscher nach und nach zu der Einsicht. Dank der Bemühungen von Akeley um den Schutz der Berggorillas, wurde 1925 in Belgisch-Kongo (der ehemalige Freistaat Kongo) der erste afrikanische Nationalpark gegründet, der Albert-Nationalpark. Später wurde er in Parc National des Virunga umbenannt. Bilder: Mishaya, der dominante Silberrücken der gleichnamigen Gorilla-Familie im Rushaga Sektor von Bwindi National Park, Uganda.
Im Jahr 1959 begann der deutschstämmige US-amerikanischer Zoologe George Schaller mit der Erforschung des Verhaltens der Berggorillas in den Virunga Bergen. Seine erste Veröffentlichung erschien bereits 1963. Doch erst das Buch ,,Unsere nächsten Verwandten“ (The Year of the Gorilla) von 1966 sorgte für Furore. Im Gegensatz zu den bisher bekannten wilden Geschichten über Gorillas, schienen die engen Verwandten des Menschen diesem Buch zufolge intelligente und friedliche Tiere zu sein, ,,Sanfte Riesen“.
In den Fußstapfen von Schaller begann Dian Fossey 1967 mit einer groß angelegten Studie der Berggorilla im Parc National des Volcans. Vom Karisoke Research Center aus startete sie eine der weltweit längsten Studie über wilde Primaten. Die Arbeiten von Schaller und der im Jahr 1985 ermordeten Fossey haben bis heute Bestand. Fotos: Das berühmte Travellers Rest welches Dian Fossey ihr zweites Zuhause nannte.
Unterstützung für die Berggorillas. Dass Wissen, dass Berggorillas vom Aussterben bedroht sind, hat zur Errichtung von vielen Stiftungen, Fonds und Projekten geführt. So hat sich zum Beispiel das internationale Gorilla Conservation Programm (IGCP) zum Ziel gesetzt, die Berggorillas und ihren Lebensraum in Uganda, Ruanda und der DR Kongo zu beschützen. Es kooperiert mit der African Wildlife Foundation, der Fauna & Flora International (FFI) und dem World Wide Found for Nature (WWF). Das IGCP unterstützt nicht nur die Behörden der drei Länder beim Erhalt der Natur. Es hilft auch den Einheimischen, die rund um die Nationalparks mit Berggorillas leben. Die Einführung des Öko-tourismus (Gorilla Tracking) und die damit verbundene Steigerung des Wohlstandes hat die Haltung vieler Einheimischer in Bezug auf ihre Umgebung (und die dazu gehörenden Tiere) dauerhaft verändert.
Dian Fossey gründete The Digit Fund , um das Karisoke Research Center zu unterstützen. Die von den Regierungen der drei Länder bestellten Organisationen Rwanda Development Board, Uganda Wildlife Authority und das Institut Congolais pour la Conservation de la Nature haben sich darauf geeinigt, die Berggorillas in ihren Hoheitsgebieten zu schützen und Informationen auszutauschen.
Die Zukunft der Berggorillas. Obwohl die Zahl der Berggorillas gestiegen ist, gibt es noch lange keinen Grund zur Freude. Solange Wilderei nach Buschfleisch jagen, Gorilla-Babys zum Verkauf angeboten werden und der Lebensraum der Berggorillas kleiner wie zerstückelter wird, bleibt der IUCN-Status bei ,ernsthaft bedroht‘. Der ständig eskalierend Konflikt zwischen Rebellen und der kongolesischen Armee stellt eine große Bedrohung für die Berggorillas dar. Doch nicht nur die Berggorillas sind dann in Gefahr, sondern auch die Mitarbeiter der Parks, die Ranger und ihre Familien sind ihres Lebens nicht mehr sicher.
Wer das schöne Buch,Mountain Gorillas‘ von Eckhart & Lanjouw‘ (2008) aufschlägt, wird mal mit der bitteren Realität konfrontiert: zwei Seiten mit den Namen von Rangern, Spurensuchern, Trägern und Forschern, die den höchsten Preis dafür bezahlt haben, um die Berggorillas vor dem Aussterben zu bewahren.
Und für diejenigen unter euch die gerne Offroad Fahren bzw. einfach gerne einen visuellen Einblick aus der Sicht des Fahrers haben möchten, anbei ein Video: Unterwegs in Uganda. Immer noch bin ich über die Uganda Reise schwer beeindruckt, insbesondere durch die fast hautnahe Begegnung und den daraus resultierenden Interaktionen mit den Berggorillas. Ihr Sozialverhalten ist unserem so ähnlich, dass die Empathie mich magisch anzog.