Bei diesem Blog handelt es sich um einen Gastbeitrag von Christiane Zieschang, einer in der Schweiz lebenden Architektin | Bauforscherin | Immobilienökonomin und leidenschaftlichen Weltentdeckerin
Where to go if you want to leave town? Hamptons, Shelter Island, Brighton Beach… sure, you can. But if you are looking for some adventure to find one of the most avant-garde examples of modern US architecture, then off to Connecticut.
Für Architekturinteressierte Reisende gibt es ca. 80 km nordöstlich von NYC ein wahres Highlight zu sehen – das Glass House. Das Haus errichtete der US-amerikanische Architekt Philip Johnson 1949 zusammen mit Richard Foster. Philip Johnson formte in den 1930er-Jahren den Begriff Internationaler Stil, als eine Strömung der klassischen modernen Architektur. Später gilt er als Mitbegründer der Postmoderne. Das Glass House steht in New Canaan, im US-Bundesstaat Connecticut, auf einem Privatgrundstück und wurde von Philip Johnson als Wohngebäude genutzt.
Nach seinem Tod im Jahr 2005 übernahm der National Trust for Historic Preservation das Anwesen und machte es im April 2007 der Öffentlichkeit zugänglich.
Der Mietwagen ist schnell gebucht (z.B. am Standort der Red Ball Garage 142 East 31St., Autovermietung: BUDGET) und schon sitzt man in einem typisch amerikanischen SUV und lässt sich durch den dichten Verkehr von Manhattan stadtauswärts treiben. Sobald man den Queens Midtown Tunnel passiert hat, geht es weiter durch Brooklyn und Queens, man überquert den East River und lässt die Skyline von Manhattan sowie die Bronx hinter sich. Nun liegt noch eine knappe Stunde Fahrtzeit vor einem. Bei der Weiterfahrt Richtung Nordosten wird es schnell sehr ländlich. Der Übergang vom Bundesstaat NY nach Connecticut verläuft fließend und man hat plötzlich das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein. Man erreicht New Canaan über den Merritt Parkway und ist auch sofort im überschaubaren Zentrum der Stadt mit knapp 20.000 Einwohnern angelangt.
Wer die Tour nicht mit dem Auto unternehmen möchte, kann sich auch in die EISENBAHN METRO NORD setzen, die hier endet.
Warum diese Art der Anreise in den Wintermonaten jedoch zur Schwierigkeit werden kann, erfahrt ihr gleich. Mein Besuch fand Ende Januar statt, wohl in dem Wissen, dass das Visitor Center an der 199 Elm Street geschlossen haben würde. Ich vermutete jedoch das Glas House am gleichen Ort und musste eines Besseren belehrt werden. Ich fand keinerlei Informationen, sondern nur den Hinweis, dass geführte Touren zwischen Mai und November angeboten werden. Aktuelle Informationen findet man unter THE GLASS HOUSE.
Dann begann die eigentliche Reise… Bei einem Besuch im Coffee Shop STARBUCKS NEW CANAAN gegenüber hoffte ich, die nötigen Informationen zum Standort des Hauses zu bekommen. Zu meiner Enttäuschung gab es keine architekturaffinen Angestellten und so verwiesen sie nur auf das geschlossene Visitor Center. Zumindest gab es heissen Kaffee, bei dem ich mir einen Plan B überlegen konnte und der lautete: field reserach. Also ab ins Auto und einfach drauf los fahren. Erstaunlicher Weise konnten mir Passanten, die ich nach dem Weg fragte, auch keinen hilfreichen Hinweis geben. Entweder kannten sie das Objekt nicht oder hatten so eine Ahnung, wo es liegen könnte. Und so durchkämmte ich für mehrere Stunden Stadt und Stadtrand und landete immer wieder in ,Sackgassen‘. Von der Ahnungslosigkeit der Amerikaner getrieben, hatte ich mein Ziel jedoch noch stärker vor Augen. Und da Hartnäckigkeit ja bekanntlich belohnt wird… entdeckte ich nach endlos scheinender Suche plötzlich im Vorbeifahren ein Einfahrtstor, bei dem sich ein unsanftes Bremsen lohnte.
Im Nordwesten der Stadt, auf dem Weg Richtung Norden, stellte sich plötzlich das Entdeckerglück ein – an der Ponus Ridge Road, zwischen Winfield Lane und Arrow Head Trail. Ich schnappte meine Kamera, begab mich auf das Areal und konnte ein paar wunderbare Eindrücke sammeln, bis mich der Gärtner entdeckte.
Leider scheint ausserhalb der Saison das Betreten des Grundstücks verboten zu sein, aber ich durfte mich kurz umsehen und ein paar Aufnahmen machen.
Dafür gab es das Glass House in völliger Einsamkeit zu sehen und sämtliche Mühen waren vergessen. Das Haus besteht aus einem einzigen Raum mit 9,6 Meter Breite und 16,8 Meter Länge. Alle vier Außenwände sind völlig transparent. Es gibt keine klassische Zimmeraufteilung. Verschiedene Bereiche sind durch Einbauten angedeutet.
Der Wohnbereich ist durch einen weißen Teppich markiert und enthält unter anderem die Barcelona- Möbel, die von Ludwig Mies van der Rohe für die Weltausstellung 1929 in Barcelona konzipiert wurden.
Auf dem gleichen Grundstück finden sich acht weitere Gebäude, die Johnson im Lauf der Jahre errichtete, darunter Galerien und Monumente. Nicht zu vergessen die Landschaftsarchitektur.
Das letzte war das rot-schwarze ‚Monster‘, ein Gebäude am Eingang, das an Le Corbusiers Wallfahrtskapelle in Ronchamp erinnert. Vgl. WIKIPEDIA GLASS HOUSE
Trotz meiner nur kurzen Besichtigung kann ich eine offizielle Glass House und Galerie Tour sehr empfehlen. Auch ich komme wieder, um alles noch mal mit Genuss zu betrachten. Text & Bild von Christiane Zieschang, 31.01.2012