Nach 80 Tagen um die Welt … bin ich in Maskat, der Hauptstadt des Sultanats Oman gelandet. Für den letzten Abschnitt meiner dreimonatigen Reise habe ich mich kaum vorbereitet, musste ich auch nicht, das hat Christiane übernommen.
Christiane bereiste selbst zum ersten Mal im Dezember 2016 den Oman und war nicht nur begeistert, dass sie ihre Füße in den warmen Wüstensand stecken konnte, sondern auch von dessen Gastfreundschaft sowie den unbeschwerten Möglichkeiten dieses faszinierende Land auf eigene Faust erkunden zu können. Der Oman zählt auch heute noch zu einem der am dünnsten besiedelten Länder der Erde und etwa 5 % der Bevölkerung leben immer noch als Nomaden. Bei einer Fläche von 309.500 km² und etwas mehr als vier Millionen Einwohner, welche vorwiegend in Städten leben, bleibt noch genug Raum für Abenteuer Touren. Tja… und da bietet der Oman einen fast grenzenlosen Offroad-Fahrspaß, egal ob auf Serpentinen im Hajar-Gebirge, Sanddünenfahrten in der Rizal Al Wahiba oder beim Offroad-Fahren in ausgetrockneten Wadis. Oman… willkommen Morgenland des Weihrauchs. Unseren, inklusive Campingausrüstung, gebuchten Toyota 4 x 4 hatten wir am Flughafen entgegengenommen. Doch bevor wir zu dem Offroad-Abenteuer aufbrachen gab es noch zu Entdeckendes in Maskat selbst, wie z.B. die Große Sultan-Qabus-Moschee, die Hauptmoschee in Oman.
Sie gilt als eines der wichtigsten Bauwerke des Landes und als eine der weltweit größten Moscheen. Die Errichtung der Anlage wurde 1992 von Sultan Qabus beschlossen. 1995 wurde mit den Bauarbeiten begonnen welche 2001 mit der feierlichen Eröffnung abgeschlossen werden konnten. Der Gesamtkomplex wurde aus 300.000 Tonnen indischem Sandstein errichtet und beherbergt eine Vielzahl an Räumlichkeiten, unter anderem eine große Männergebetshalle und eine kleinere Frauengebetshalle. Den Frauen ist es übrigens erlaubt, ganz im Gegensatz zu den Männern, auch zuhause zu beten. Der Luster (einer der größten der Welt) misst 8 × 14 m, trägt 1.122 Lampen, ist reich mit Swarovski Kristallen behängt und wiegt 8 Tonnen ! Und da wir schon bei den Superlativen sind, geht’s gleich mit einigen weiter… Der darin verlegte 4293,45 m² große Gebetsteppich (70,50 m × 60,90 m) gilt als ein Meisterwerk iranischer Teppichknüpfkunst und liegt in der großen Männergebetshalle, ist quadratisch angelegt und misst im Außenmaß 74,4 m × 74,4 m. Der Raum bietet Platz für 6.500 Gläubige !
Wir waren einfach beeindruckt von der magischen Schönheit dieser Moschee, deren Ausstrahlung uns auch tief bewegte. Als Tipp fürs Fotografieren oder als generelle Empfehlung zu verstehen ist es, dass man schon frühmorgens, sobald die Tore geöffnet werden, vor Ort sein sollte. Denn nur so besteht eine reale Chance dieses Meisterbauwerk für eine kurze Zeit fast menschenleer anzutreffen. Und jetzt möchte ich euch einfach zu einer weiteren Bilder-Reise in die großartige Sultan Qabus Moschee einladen.
Beeindruckt von dieser spektakulären Moschee und gestärkt durch frische Datteln sowie Omani Kaffee machen wir uns, in südöstlicher Fahrtrichtung, auf nach Sur. Wir lassen Maskat schnell hinter uns, was mit seinen 30.000 Einwohnern (zusammen mit den Vororten Matrah, Ruwi, Qurum und Sib ) definitiv einen Besuch wert war. In der Küstenregion, an welcher wir jetzt Richtung Süden fahren, herrscht subtropisches Klima mit warmen Wintern und heißen Sommern. Es kann gut vorkommen, dass man bereits um 8.00 Uhr morgens 42 °C misst ! Diese vereinfachte und nachskizzierte Route unserer Oman Tour ist als eine kleine Orientierungshilfe für beide Blogs gedacht und spiegelt in etwa jene Route, welche wir in zwölf Tagen mit dem Toyota 4 x4 zurücklegten.
Hier noch mal ganz kurz zur Einleitung warum sich der Oman so gut für Selbstfahrer eignet: Der Oman hat grandiose Berge, Palmenoasen und Meer sowie endlose Wüste. Für Selbstfahrer herrschen somit ideale Voraussetzungen und zudem gibt es wenig Verkehr, ein gut ausgebautes Straßennetz und Benzin für knapp 35 Cent pro Liter. Ein Traumziel im Orient für Abenteurer und Individualisten. Was wirklich beeindruckend ist und ich an dieser Stelle auch unbedingt hervorheben möchte ist, dass man im Oman einfach überall unentgeltlich kampieren kann. Egal wo man am sich am Meer, in der Wüste oder im großartigen Hajar Gebirge befindet !!!
Unsere erste Offroad-Tour führte uns in das Wadi Al Arbiyyin, ein wildes wasserreiches Wunderland. An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass im Oman die Schreibweisen stark variieren können. Auch die im Internet angegeben Schreibweisen der Ortsnamen klaffen weit auseinander. Das Wadi Al Arbaeen (وادي الـعـربـيـيـن) oder auch Wadi Al Arabiyeen oder eben Wadi Al Arabieen ist eine atemberaubende Naturlandschaft mit natürlichen Frischwasser Pools und spannenden Fahrstecken. Christiane hat im Vorfeld das Buch: Oman-off-Road-Explorer besorgt, einen großartigen Offroad-Reiseführer. Somit ein MUSS für ALLE Selbstfahrer ! Ein Buch welches man ungern aus den Händen gibt und dessen Inhalt eine detaillierte Übersichtskarte sowie 38 bestens beschriebene Touren veranschaulicht.
Nachdem wir ein kühles Bad genommen und ein paar Erkundungstouren gemacht hatten, fuhren wir weiter Richtung Hawiyat Najm Park. 10 km nördlich von Bamah befindet sich das Bimah Sinkhole oder auch Dibab Sinkhole genannt, da es sich zwischen den Orten Dibab & Bimah befindet. Der Kalksteinkrater, welcher einer natürlichen Senke bzw. einem Einbruch gleicht, ist an die 40 Meter breit und liegt 20 Meter über dem Meeresspiegel. Das Meer selbst befindet sich nur wenige hundert Meter von dem Süßwasser-Pool entfernt. Aufgrund der einfachen Erreichbarkeit ist in und um den Krater immer sehr viel los und so bevorzugten wir es gleich wieder weiterzuziehen.
Unser Toyota rollt weiter Richtung Sur. Diese Hafenstadt war einst Omans bedeutendster Ostafrika-Hafen. Die Handelsbeziehungen zwischen Sur und Ostafrika reichen angeblich bis ins 6. nachchristliche Jahrhundert zurück. Unser Ziel ist jedoch viel weiter südlich bzw. der Küste entlang gelegen und so fahren wir bis spät abends Richtung Muhut bzw. Al Khaluf. Die weißen Dünen oder SUGAR DUNES ziehen uns beide magisch an, wir haben viel darüber gelesen, mehr noch anhand von Bildmaterial gesehen und können es kaum erwarten „den Allrad in den Sand zu setzen“. Die folgenden Bilder sind von der Anreise nach Al Khaluf.
Diese Route bietet geologische, ornithologische (vogelkundliche) sowie zoologische Schätze von denen die meisten bis dato noch verborgen liegen. Richtig spannend verläuft die Offroad-Tour ab der BARR AL HIKMAN LAGUNE, von welcher es über FILIM und dann durch eine kleine Salzwüste direkt zum Strand der SUGAR DUNES geht. Die Salzwüste bietet genug Gelegenheiten den Allrad Wagen so richtig auszutesten, aber auch, um diese einzigartige Landschaft zu würdigen. Mein Tipp: Zwei oder mehr Fahrzeuge, sprich ein Konvoi würden das generelle Risiko minimieren und den Fahrspaß (definitiv) noch erhöhen.
Von der ausgetrockneten Salzpfanne geht die Offroad-Tour direkt in eine hügelige Sandstrecke über. Wie immer bei solchen Abenteuern sollte man genügen Wasser, Treibstoff, Ersatzreifen und Werkzeug mithaben, denn von eben genanntem gibt es hier weit und breit nichts ! An dieser Stelle noch mal die Buchempfehlung Oman-off-Road-Explorer ohne das man wohl keine einzige dieser Touren wirklich finden würde. Durch meine Offroad-Fahrten in Afrika wusste ich, dass ich den Reifendruck vermindern MÜSSTE. Aber da ich es weder in dem Explorer Buch vorfand, noch über andere Medien bezüglich dieser Strecke in Erfahrung bringen konnte, ließ ich davon ab und hoffte auf feste Spurrillen und härteren Untergrund. Wir hatten Glück… und uns erwartete eine fantastische Zeit an einem magischen Ort der Schönheit und Stille. Sugar Dunes – Oman.
Unbeschreiblich, unermesslich, unvergessen… Sugar Dunes.
Wir lassen jetzt die Dünen hinter uns und rollen langsam und ohne Probleme mit unserem Toyota weiter auf festeres Terrain nach Ras Markaz (zwischen Ad Duqm und Ras Madrakah), dem südlichsten Punkt unserer Omanreise. Generell sind die Straßen im Oman einfach ein Traum: Wenig Verkehr, tolle Beläge und dann noch Treibstoffpreise mit durchschnittlich 0,35 Cent für einen Liter (April 2017).
Große Flächen & Küstenabschnitte zwischen Duqm, Ras Markaz und Ras Madrakah sind stark verschmutzt, da es sich um Industriegebiete mit geringen staatlichen Auflagen und noch weniger Kontrollen handelt. Genauso und von der Welt unbeobachtet agiert die Fischerei Industrie des Omans. Es ist noch keine 20 Jahre her, als diese wunderschönen und kilometerlangen Sandstrände von kleinen Fischerbooten gesäumt waren und es im Meer nur so von Fischen wimmelte. Doch diese Bild hat sich radikal geändert. Denn wo einst der feine Sand den Strand zierte, übersät jetzt Plastikmüll die Strände und den kleinen Fischerbooten wichen große effiziente Kutter. Neue Kühlaggregate wurden direkt an den Stränden installiert und ermöglichen es jetzt auch großen Lastwägen die Schätze des Meeres durch die Wüste zu transportieren ! Zusätzlich geschwächt werden die Bestände durch illegale Fischerei. Es ist klar, dass die Überfischung ein ökologisches Fiasko und eine ökonomische Sackgasse ist und ich nehme mal an, dass jede Familie hier Seefahrer hervorgebracht hat, aber die Erinnerung an diese Zeit scheint verblasst zu sein !
Doch jetzt steht es, wie in den meisten Meeren, schlecht um den Fisch. Wirklich unglaublich und daher sehr empfehlenswert ist folgender Bericht: World Ocean Review – Wie es um den Fisch steht ! und Oman, dass unwürdige Geschäft mit dem Haifisch
Eigentlich wollten wir wie üblich an einem der Strände unser Zelt aufstellen, ein kleines Lagerfeuer machen und die Sterne beobachten, doch ich konnte es einfach nicht. Zu sehr hat mich der Anblick jener Umweltsünden emotional aufgewühlt, um hier zu schlafen und alles auszublenden. Es ging nicht und so fuhren wir noch in der Dunkelheit zurück nach Duqm und schliefen in einem Hotel. Traurig.
Wir müssen weiter und so verlassen wir früh morgens Duqm Richtung Ibra. Denn schließlich soll es in zwei Tagen endlich wieder in die Wüste gehen, in das Nomadic Desert Camp – Rimal Al Wahiba/ Wahiba Sands. Von Duqm nach Ibra sind es 420 km und die lange Fahrt bietet wirklich nichts. Landschaftlich flach, kahl und staubig rollen wir Stunde um Stunde dahin, bis endlich am Horizont wieder die ersten Erhebungen sichtbar werden. Nur ein kleiner Abstecher ins Gelände, um die Offroad-Fahrkenntnisse für Christiane aufzufrischen, war unser Highlight auf dieser Strecke. Müde, matt, staubig und zerknüllt fanden wir außerhalb von Ibra ein Hotel, welches genau zu unserem Zustand passte !!! Jetzt aber erstmal Duschen und schlafen, denn morgen geht’s zum Frauenmarkt in Ibra.
Keine Sorge, der Frauenmarkt hat nichts mit einer Heiratsbörse oder schlimmer noch, mit einem Sklavenmarkt zu tun (auch wenn die Sklaverei im Oman erst 1970, als letztes Land der Welt, formell abgeschafft wurde). Der Frauenmarkt findet immer mittwochs statt und wurde in den 1990er-Jahren von Frauen für Frauen entwickelt.
Der Frauenmarkt von Ibra ist definitiv einzigartig im Oman und er grenzt an das städtische Krankenhaus an, von wo er sich über eine Länge von ca. einem Kilometer zieht. Der Women’s Souq von Ibra gehört einen ganzen Tag lang nur den Damen (wobei das während unseres Aufenthaltes nicht ganz so streng gesehen wurde).
Oman – ein Märchenland wie aus 1001 Nacht (und mit ebenso vielen Fragezeichen). Ohne Frage ist es Sultan Qaboos zu verdanken, der das Land am Persischen Golf seit gut 40 Jahren mit viel Weisheit und Geschick lenkt. Er hat das Land aus dem tiefsten Mittelalter in die Moderne geführt….vom Kamel zum Cadillac und was einst an der Weihrauchstraße begann, endet heute in der Shopping-Mall.
Rihla saida, gute Reise… Maskat April 2017