Nach vier spannenden, aufregenden aber auch kalten Wochen in Südkorea und Japan genoss ich die ersten mich wärmenden Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Es war später Nachmittag, als ich in Hong Kong ankam und ich schlenderte gleich mal runter zur Bucht.
Doch wo bin ich hier gelandet ? Die gleiche Frage stellte sich wohl auch die britische Ostindien-Kompanie welche 1699 zum ersten Mal in China anlegte und als Antwort von den dort ansässigen Bootsleuten (in deren Dialekt) die Antwort „hong-kong“ was so viel heißt wie Weihrauchhafen, bekamen. Die Briten glaubten fortan, dass dies der Name für die ganze Insel sei und übersetzen das „hong“ (im kantonesischen höng) das sowohl „Duft“ wie auch „Weihrauch“ bezeichnet mit „fragrant“ also „duftend“. (Auszug aus dem: Hongkong Guide )
Ich genoss das Schlendern im Hafen und die Stadt tobte in ihrem Trott, einem unerbittlich pulsierenden sich selbst aufrecht erhaltender Organismus. Hong Kong als Stadt, ein Meisterwerk an Einzelteilen. Einfach genial, einfach ernüchternd. Um mich war es unheimlich laut, in mir verdammt still. Ich öffnete die Augen, spürte die Wärme der Sonne und war bereit einzutauchen. Einzutauchen in das Treiben der Stadt, einzutauchen in das Wahrnehmen dessen was hier anders als dort und anders als dort, wo ich gestern noch war, ist. Es ist ein echtes, mir bewusstes Privileg zu Reisen. Es fühlt sich einfach genial an, so als wäre ich undurchsichtig und zugleich endlos empfänglich für all das Neue. Fast alles was ich wahrnehme, mir begegnet ist anders als das Gewohnte, dass schafft neben Raum auch ein unheimliches Interesse welches genährt werden möchte. Mag sein das das alles ein wenig philosophisch klingt aber auch das ist ein weiteres, ehrliches Fragment (m)einer Reise, denn schließlich bin ich mein eigener Reisebegleiter. Bin Denker und Beweisführer zugleich. Auf zu neuen Ufern und willkommen in Hong Kong!
Meine Unterkunft hatte ich wieder mal über Aibnb gebucht (Airbnb bietet mittlerweile auch Reisen an, also checked das mal !!!) und lag nur 5 Gehminuten von der Metro Nr. 1 Ho Man Tin entfernt. Laut ist es in Hong Kong überall aber das kleine Apartment war wirklich gut gelegen, noch besser als die Örtlichkeit waren aber die Mitbewohner. Ein wirklich buntes Gemisch. Rasmus, ein Software-Programmierer aus Litauen, welcher schon über fünf Jahren in Hong Kong lebte. Dann seine kolumbianische Freundin Rossana welche sich ihr Geld als Salsa Tanzlehrerin verdiente und zum Schluss noch Mike aus Simbabwe, ein IT -Techniker. Was für eine Mischung und das in einer 50 qm Wohnung mit einem geteilten 2,5 qm Bad ! Fast hätte ich es vergessen… der Mietpreis für jenes 50 qm Apartment liegt bei US $ 1900 und der Zustand der Immobilie hatte wahrlich schon bessere Zeiten gesehen!
Weitaus teurer ist die Wohngegend der Stadtteile Victoria Peak und Kowloon Town (einen genauen Preis findet ihr weiter unten im Blog).
Die Welle an Informationen welche über mich ich in den letzten Wochen hereinbrach musste ich erstmal mental verarbeiten, textlich sortieren und fotografisch ausarbeiten. Material, in welcher Form auch immer, von Südkorea, Japan und Shanghai häufte sich nicht nur an, sondern überforderte mich vollkommen in Bezug auf Menge und Übersicht. Hier in Hong Kong sollte das ganz anders werden, hier wollte ich es gemächlicher angehen… aber ich tat es nicht. Getrieben von der Zeit und die ständige Ausschau nach Bildern und Storys für den Blog waren schon so fest verankert, dass ich mich wieder in die gleiche Tretmühle begab. Ich ertappte mich dabei wie ich über meinen eigen Blog fluchte, verdammt noch mal .. es ist doch mein eigener Blog da darf ich doch wohl tun und lassen was und wann ich will!
Tja.. das stimmt natürlich (grundsätzlich) aber anderseits unterliegt man einer, dieser gewissen, Eigendynamik des ‚Liefern‘. Ob es sich dabei um die zu bedienenden sozialen Medien oder andere dementsprechende Verpflichtungen handelt ist sekundär. Primär aber ist, dass mich, seitdem ich den Blog gestartet habe, ein beständiges Gefühl (und eine Tatsache) begleitet nämlich jenes, immer und mit allen hinten nach zu sein! Somit wurde nicht nur meine Reise zu einer Selbstreflexion, sondern auch der Blog selbst.
Ich atmete tief durch, schlenderte durch die Stadt, trank Kaffee, ließ den Druck hinter mir und begann mich einfach wieder treiben zu lassen. Das Interesse am Entdecken stieg wieder und auch der Raum es aufzunehmen war gegeben. Also lasst euch berichten…Der Name Hong Kong leitet sich von der kantonesischen Aussprache „Heunggong“ (etwa „Hönggong“ zu sprechen) ab. Die offizielle Bezeichnung lautet Sonderverwaltungszone Hong Kong der Volksrepublik China. Das besiedelbare Territorium Hong Kongs gehört zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Welt und die Bevölkerung hat sich in den letzten sieben Jahrzehnten etwa vervierfacht (von 1,7 Millionen im Jahr 1945 auf über 7,3 Millionen 2015) und in 160 Jahren vertausendfacht (von 7.500 im Jahre 1841)!
Hong Kong ist zwar flächenmäßig nicht sehr groß und man kann wirklich viel zu Fuß erkunden aber dennoch empfehle ich das MTR = Mass -Transit – Railway zu nützen. Das U-Bahn Netz welches 1979 eröffnet wurde zählt nicht umsonst zu einem der besten der Welt. Alle Routen sind durch Farben ausgeschildert. Der Airport Express und die Tung Chung Line beginnen beide auf der Insel Hong Kong, durchqueren den Westen von Kowloon und erreichen gemeinsam die Insel Lantau. Dort verzweigen sie sich und führen zum Hong Kong International Airport und zum Wohngebiet Tung Chung.
Die einfachste und genialste Art voranzukommen ist wenn man sich eine Octopus – Card organisiert. Die sogenannte Octopus Card ist in Hong Kong allgegenwärtig und als elektronisches Zahlungsmittel weit verbreitet. Ob Fahrkarten für öffentliche Verkehrsmittel sowie Einkäufe in Supermärkten, bei Fast-Food-Restaurants oder zum Beispiel Getränkeautomaten. Das Bezahlen mit der Octopus Card Karte ist fast überall möglich und man hält einfach die Octopuskarte über das Lesegerät und der exakte Rechnungsbetrag wird vom Guthaben deiner Karte abgebucht. Super praktisch, einfach und effizient (speziell für das Fahren mit der U-Bahn). Von der Octopus Card gibt es verschiede Ausführungen und sie sind online aber auch bei der Einreise in Hong Kong am Flughafen erhältlich.
Hong Kong ist verdammt laut, schnell und unheimlich teuer was das Wohnen betrifft. Warum das so ist liegt an der Topografie, denn trotz der hohen Bevölkerungsdichte ist Hong Kong eine der grünsten Metropolregionen Asiens, was wiederum an der besagten und bergigen Topografie des Gebietes liegt. Ein Großteil der Flächen ist so bergig und steil, dass er nicht bebaut werden kann und deshalb mit Bäumen und Sträuchern bewachsen ist. Der größte Anzahl der Einwohner lebt in meist sehr kleinen Wohnungen in Hochhäusern und Wolkenkratzern. Einfamilienhäuser sind unerschwinglich und werden wegen der bergigen Verhältnisse und auch aus Naturschutzgründen sehr selten gebaut. Ganz besonders beliebt bei Investoren sind die Stadtteile Victoria Peak und Kowloon Town. Die Stadtteile sind mittlerweile so teuer, dass für den Kauf das Tausendfache des Mietpreises verlangt wird. In Zahlen heißt das: Bei einer durchaus üblichen Miete von 85 Euro pro Quadratmeter muss man sich über einen Kaufpreis von rund 85.000 Euro pro Quadratmeter nicht wundern.
Die folgenden Bilder zeigen euch zuerst Einblicke in die älteren Viertel der 7,5 Millionen Metropole und dann jene Bilder wie man sie in den Prospekten oder Online über Hong Kong zu sehen bekommt.
Die unterschiedlichen Stadtteile Hong Kong findet ihr über den Link und ich habe mich oft in den ‚Wirrwarr‘ der einzelnen Viertel verlaufen, was jedoch zufolge hatte, dass ich viele unbekannte Orte und Ecken der Stadt entdecken konnte. Um wieder Luft zu schnappen, Übersicht zu bekommen oder einfach eine andere (fantastische) Aussicht genießen zu können ging es auf Hong Kong’s Hausberg, dem Victoria Peak . Eine Fahrt mit der Peak Tram an sich ist bereits ein besonderes Erlebnis und während der Auffahrt mit der historischen Drahtseilbahn auf den Peak gleiten die Wolkenkratzer von Hong Kong Island an einem vorbei. Zu empfehlen ist auch der gemächliche 3,5 Kilometer lange Peak Circle Walk oder man wandert gleich durch die alten Viertel der Stadt von ‚Downtown‘ bis nach ganz oben zum Victoria Peak. Anbei ein paar Bilder von den beiden Wegen nach oben.
‚Downtown‘ Hong Kong ist natürlich auf vielerlei Arten faszinierend und beherbergt eine verwirrend große Auswahl an gastronomischer Vielfalt, Sehenswürdigkeiten und architektonischen Besonderheiten. Erstaunlicher Weise findet man auch noch genug Freiraum für sportliche Aktivitäten, allen voran dem Laufen. Das Flair am Wasser, die pulsierende Metropole so wie die kulturelle Vielfalt und Möglichkeiten welche hier gegeben sind haben eine eigne pulsierende Dynamik. Es gibt so viel spannendes über Hong Kong zu berichten und dazu gehört sicherlich auch jene Zeit der Schmuggler und Piraten. Das Insellabyrinth sowie die zahlreichen Buchten an der Küste um die Perlflussmündung boten schon immer ideale Bedingungen für illegale Aktivitäten. Anfang des 19. Jahrhunderts leisteten britische Händler ihren Beitrag zur Gesetzlosigkeit der Region, indem sie Opium nach China schmuggelten. Das „Rauschgiftproblem“ überrascht nicht, da es doch eine ununterbrochene Tradition des Drogenkonsums und Drogenschmuggels seit Gründung der Kolonie bis heute gibt. Genug den alten Geschichten… jetzt gibt’s erst mal die Stadt in Bildern.
Hong Kong hatt viele Gesichter und auch widersprüchliches aber spätestens seit Verbreitung der Akupunktur ist im Westen bekannt, dass China über eine eigene Tradition in der Medizin verfügt. Um einen Einblick in die traditionell chinesischen Medizin zu gewinnen, genügt ein Ausflug zu einem der chinesischen Einkaufsviertel, wie Yau Ma Tei in Kowloon oder in den Western District der Insel. Ich mag diese facettenreiche Stadt mit ihrer alten Geschichte, den Widersprüchlichkeiten sowie der Moderne. Hier trifft Tradition auf Business und der Generationenwechsel bringt die alten Dschunken im Hafen Hong Kong’s ganz schön aus dem Gleichgewicht doch Vorsicht: hier gibt es noch die „Gesellschaft der Triaden“ . Die chinesischen Mafia-Banden heißen hier Triaden und ihr Ursprung reicht weit, in die Qing-Dynastie de 17. Jahrhunderts zurück. Aber um es gleich vorweg zunehmen: Für Touristen ist Hong Kong KEIN gefährliches Pflaster.
Obwohl ich nur sieben Tage in Hong Kong verbrachte kam mir die Stadt vertraut vor, ich fand mich leicht zurecht und genoss es die facettenreichen Eindrücke aufzusaugen. Immer in der Nähe von Wasser oder schnell im Grünen zu sein steuerte dazu sehr viel bei. Und während ich morgen Richtung den Philippinen weiter ziehe wird ein Spruch Hong Kong unverändert überdecken … Business as usual!
Februar, 2017